Seit mehr als 50 Jahren findet regelmäßig die Chor- und Orchesterwoche in Hinterschmiding statt, bei der Sänger sowie Orchestermusiker mit Profis geistliche und weltliche Werke in einer Woche erarbeiten und in drei Abschlusskonzerten am Ende aufführen. Und was die 150 Teilnehmer der Chor- und Orchesterwoche heuer ablieferten, war kurz gesagt, Musik auf höchstem Niveau.
Höhepunkt der drei Abschusskonzerte bildete das „Carmina Burmana“ von Carl Orff. − Fotos: Jutta PothSie haben an diesen Konzertabenden das Publikum im höchsten Maße beeindruckt. Eine große Chorbesetzung begleitet von einem großen Orchester und das alles auf höchster musikalischer Qualität – bei solchen Ingredienzien war das Abschlusskonzert der 55. Chor- und Orchesterwoche beinahe zwangsläufig wieder ein Erfolg.
Den jungen Streichern, dem Ensemble „Fünf nach Zwei“ unter der Leitung von Meike Beyer gelang es perfekt „Little Fandango“ von Michael McLean, „The Red windmill“ von Joachim Johow und „Nigun dia sin ti“ von Uwe Heger zu intonieren.
Blasende Musik von besonderer Art bekamen die Zuhörer dann mit dem ersten Satz des „Divertimento N. 1 in B-Dur“ von Joseph Haydn zu hören, bei dem die Holzbläser unter der Leitung von Anna Messman zum Einsatz kamen und ihre Virtuosität unter Beweis stellten.
Ein exklusives Chorwerk reihte sich an das andere. Der aus 80 Sängern bestehende Chor, unter der Leitung von Tristan Meister ließ „Richte mich Gott“, vertont von Felix Mendelssohn Bartholdy, zu einem Ohrenschmaus werden. Das stimmgewaltige Stück geht unter die Haut.
Und auch das Streicherensemble unter der Leitung von Rainer Nürnberger konnte mit „Chanson de Matin“ vom britischen Komponisten Edward Elgar überzeugen. Das melodiöse, beinahe nostalgische kleine Werk wurde klangvoll wiedergegeben.
Unter dem Dirigat von Salome Niedecken kam der Kammerchor „All shall be Amen“ zum Einsatz. Ihre ausgesuchten religiösen Lieder „If ye love me“, „Gib unsern Fürsten“, „O pere qu adore mon pere“, „Bogoroditse Devo“, „Sol Justitia“ und „Alleluia“ wurden zu einem wahren Hörgenuss.
Das „Gloria“ von Antonin Dvorak ertönte dann von den Blechbläsern unter der Leitung von Michael Beck. Begleitet wurde es von Tristan Meister an der Orgel. Akustischen Genuss boten auch die Stücke „Sunny Day“, „Tragic Story“ und „Dalton Ska“ aus „Three little pop tunes“. Die drei kleinen Popmelodien vom Komponisten Dizzy Stratford eignen sich ideal für Blechbläser.
Musikalische Krönung, die grandiose erste Sinfonie von Ludwig van Beethoven. Das Orchester setzte unter dem Dirigat von Tristan Meister virtuos den ersten Satz um. Die Musiker zeigten ein gutes Gespür für die Musik Beethovens.
Erfreulicherweise nahmen auch wieder 30 Kinder und Jugendliche an der Woche teil. In Kinder- und Musical-Chor erarbeiteten sie das Kindermusical „Tuishi pamoja“, eine Freundschaft in der Savanne, das am Samstag-Nachmittag in der Turnhalle aufgeführt wurde. Der Titel „Tuishi pamoja“ ist Swahili und bedeutet: „Wir wollen zusammen leben“. Es ist eine Geschichte über Vorurteile, Freundschaft und Toleranz mit afrikanischer Musik.
In der Geschichte werfen das kleine Zebra und das Giraffenkind alle Vorurteile und Gewohnheiten über den Haufen und werden Freunde, auch wenn einer gestreift ist und der andere Punkte auf seinem Fell hat. Die pfiffigen Erdmännchen kommentieren das Geschehen und der Angriff der Löwen sorgt für Spannung. Den Zuschauern wurde eine vergnügliche Zeitreise durch die Tierwelt in Afrika geboten.
Es war eine bunte Mischung aus Liedern mit Solo- und Chorgesang, Schauspielszenen und einer garantierten spannenden Geschichte. Die jungen Darsteller auf der Bühne vollbringen unter der Regie von Helen Baumgärtner eine wahre Meisterleistung und wachsen bei der Aufführung über sich hinaus.
Höhepunkt der Woche war aber dann am Samstagabend das große Abschlusskonzert in der Pfarrkirche, bei dem Carl Orffs „Carmina Burmana“ zur Aufführung kam. Dieses Werk auf die Bühne zu bringen, spricht für eine im Vorfeld intensive Probearbeit und das hohe Niveau des Orchesters mit dem Gesamtchor. Tristan Meister hat sich mit Konzertmeister Rainer Nürnberger dieser besonderen Herausforderung gestellt, den Chor mit dem Orchester zu einer stimmlich harmonischen Klangeinheit zu führen. Das berühmte Stück „O Fortuna“ eröffnete und schloss den Abend mit einem wuchtigen Chorsatz, der niemanden kalt ließ. Trotz der Schwierigkeit des Werkes gelang es dem Chor und den Instrumentalisten, verschiedenste Stimmungen einzufangen. Dabei konnte der Chor durch Klangfülle, genaue Einsätze und Textsicherheit in der lateinischen und mittelhochdeutschen Sprache punkten.
Die Sopranistin Amelie Gerst sowie der Tenor Maximilian und der Bass Jonas Müller glänzten durch ihre Stimmkraft. „Wer dieses Konzert nicht erlebt hat, hat etwas versäumt“. Es war „sagenhaft“, „wunderschön“, „fulminant“. Solche Reaktionen kamen aus den Reihen der Zuhörer bei der Aufführung der Carmina Burana in der bis auf den letzten Platz besetzten Pfarrkirche.
Die Gesamtleitung der Woche lag in den Händen von Tristan Meister aus Mannheim. Er ist Dozent für Chor dirigieren an den Musikhochschulen Mannheim und Frankfurt und Leiter zahlreicher Chöre und Ensembles.