Von Manuela Lang
Wer sich ein bisschen dafür interessiert, warum man dieses oder jenes im Bairischen sagt, der muss Gerald Huber kennen. Denn er ist nicht nur Historiker und Schriftsteller, sondern auch einer der Stars beim Bayerischen Rundfunk, wo er auf Bayern 2 mit „Obacht Bairisch“ seine Hörer jedes Mal ein bisschen gescheiter macht.
Gestalteten den Abend im „Schwarzen Bua“: Gerald Huber und Maria Reiter. − Foto: KEBNun hatte es die Katholische Erwachsenenbildung im Landkreis FRG gemeinsam mit dem Kulturkreis Freyung möglich gemacht, dass eben dieser Gerald Huber mit der Akkordeonistin Maria Reiter im „Schwarzen Bua“ der Volksmusikakademie über die bierige Menschheitsgeschichte erzählte. Und das auf eine Weise, dass das Gescheiter-Werden große Freude macht.
Denn das Bierbrauen kann schon in „Göbekli Tepe“ in Anatolien nachgewiesen werden, das im 10. Jahrtausend v. Chr. entstand. Das Bier war sogar vor dem Brot da – sprachlich sind sie ebenso verwandt, denn alles, was „brrrodelt“, also gärt, kommt daher, unsere Brühe genauso wie die italienische „brodo“.
Zur Freude der Zuhörer in Freyung zitierte Huber auch aus alten Schriften der Summerer, Ägypter und Griechen, die ihre Rauschzustände ausführlich beschrieben. Die Kelten waren es, die bei uns das Bier herstellten, sie brauchten jedoch in diesen kälteren Regionen Feuer, um beim Gärprozess nachzuhelfen. Dafür aber waren die Böden hierzulande besser geeignet, um Gerste anzubauen.
Für ein göttliches Geschenk hielten die Menschen das Bier, opferten es ihren Göttern, aber tranken es auch während der Zeremonie selbst ausgiebig, um sich zu berauschen.
Später war das Trinkwasser in den Städten so verschmutzt, dass Bier wesentlich besser als alltägliches Getränk geeignet war – damals übrigens in Strohhalmen getrunken, weil im unfiltrierten Sud noch allerlei Reste herumschwammen.
Bier ist gesellig. Der Kollektivrausch ein tiefes menschliches Bedürfnis. Denn nur in der „kommunio“ lässt es sich „kommunizieren“ – wie bei der „corporate identity“ definiert schließlich jeder seine eigene Identität aus dem Erleben in der Gruppe. „Und dazu gehört es eben auch, sich an- und miteinander zu berauschen“, so Gerald Huber, der zwischen seinen Texten zur Musik der Akkordeonistin Maria Reiter auch Lieder sang. „Helles Luijah!“ in voller Inbrunst gesungen, gehörte natürlich beim Titel des Abends auch dazu – zumal viele Gäste mit dem Eintrittspreis auch die Gelegenheit nutzten, um zuvor an einer Führung in der Brauerei Lang teilzunehmen.
Nach zwei Zugaben gab es für die beiden Künstler kräftig Applaus. Diese gaben das Kompliment zurück, vor allem was die Volksmusikakademie angeht. „Wir haben ehrlich noch nie in so einem perfekten Raum gespielt – ganz ohne Mikro bei dieser Größe – davon würden die Münchner träumen“, schloss Huber. Über den Umstand, dass er seit kurzem in Ruhestand ist, kann unter anderem hinwegtrösten, dass er in 2026 nach Freyung zurückkehrt und sich im Rahmen der Bayerischen Landesausstellung um das Thema Musik annimmt.